12 von 12 war ursprünglich ein amerikanischer Import aus den Anfängen des Internets: Am 12. eines Monats wird mit 12 Bildern ein ganz normaler Tagesablauf dokumentiert. Ein kleines visuelles Archiv eines Tages. Die Bloggerin Caroline Götze lädt auf ihrem Blog DRAUSSEN NUR KÄNNCHEN d azu ein und ich mache jetzt einfach mal mit.
Der 12. Juni war in diesem Jahr jedoch ein ganz besonderer Tag: ich war für ein paar Tage in meiner Heimatstadt Flensburg und bin auf die NORDART nach Büdelsdorf gefahren. Ein Tag voller Kunst, Ostsee, großen Himmeln und Glück.
1827 war die Eisengießerei Carlshütte die erste Industrieansiedlungen der Herzogtümer Schleswig und Holstein. 170 Jahre später wurde das Werk stillgelegt. In den riesigen Gießereihallen und auf dem weitläufigen Werksgelände entstand das KUNSTWERK CARLSHÜTTE , ein Ort für Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Theater und Film.
Vor zehn Jahren stellte die NORDART mit ihrem ersten Länderschwerpunkt zeitgenössiche Kunst aus China in den Mittelpunkt der Ausstellung. Seitdem sind neue und aufregende Positionen chinesischer Kunst ein echtes Highlight.
Die eleganten Außerirdischen aus Edelstahl des chinesischen Künstlers FU YUXIANG sind von beunruhigender Schönheit und trotz ihrer glatten Coolness ziemlich romantisch.
Woran liegt es, dass man ein Bild schön findet? Dass es einen berührt? Dass man Vertrautheit spürt? Oder dass es einen völlig aus der Fassung bringt? Die schönen Menschen, die die Iranerin ZAHRA SOLTANINEZHAD in schwarzen Löchern schweben lässt, bringen mich dazu, darüber nachzudenken.
Die riesigen Gießereihallen sind eine perfekte Kulisse für die federleichten Drahtgespinste der tschechischen Künstlerin VERONIKA PSOTKOVA . Für ihre eindrückliche Inszenierung von Weiblichkeit erhielt sie 2021 den Publikumspreis der NordArt.
PHILIPPA BRÜCK malt märchenhafte Blumenstillleben. Die Farben sind ein Traum, die Bilder voller Bewegung. Brück erzählt vom Leben und dessen Vergänglichkeit wie eine barocke Meisterin. Mit ihren Bildern könnte ich es lange aushalten.
So viel Platz! Kunst braucht Freiheit. Die Hallen der Carlshütte bieten jede Menge überraschender Perspektiven und Sichtachsen. Wir lassen uns treiben und genießen den großen Raum um uns herum.
Katla heißt dieses wunderbare Tor, das der amerikanische Bildhauer PETER LUNDBERG aus Beton direkt in die Erde gegossen hat. Katla – wie der Drache in DIE BRÜDER LÖWENHERZ von Astrid Lindgren. Ich stelle mich unter den Torbogen. Wäre ich in das Land hinter den Spiegeln gefallen, hätte es mich nicht gewundert.
Der großzügige Park vom KUNSTWERK CARLSHÜTTE ist nicht nur ein grandioser Ort für noch mehr Kunst, sondern auch ein richtig guter Platz zum Ausruhen, Träumen, Plaudern, Seelenbaumeln.
ZWISCHENRÄUME heißt die Sonderausstellung in der Wagenremise der Carlshütte. Künstlerinnen und Künstler aus der Mongolei bewegen sich zwischen sehr persönlichen Aussagen und der Auseinandersetzung mit der (nomadischen, religiösen) Tradition. SUKHBUREN NARANKHUU schafft ätherische Keramikfiguren aus den fünf Elementen Feuer, Erde, Wasser, Holz und Metall.
Was für eine großartige Schau zeitgenössischer internationaler Kunst! Immer wieder sind wir überrascht von der Lust an der Erzählung und am Märchenhaften, von der Auseinandersetzung mit der eigenen Kultur und dem Fremden und Exotischen, von der kreativen Inspiration durch vergangene Epochen der Kunst, vom virtuosen Umgang mit Farbe und von der großartigen handwerklichen Umsetzung der unterschiedlichsten Ideen. Es sind zum größten Teil wirklich schöne Werke, voller Sinnlichkeit und Emotion. Fantasievoll, persönlich, berührend und verstörend.
Nach fünf Stunden Kunst sind wir müde und hungrig. Wir fahren nach Wackerballig, setzen uns im STRANDHUUS auf die Terrasse, essen Ostseelachs mit Bratkartoffeln und schauen den Kitesurfern auf dem glitzernden Wasser zu.
Was für ein schöner Tag! Blaue Stunde, nordischer Sommer – der Juni an der Ostsee ist so wunderschön, dass man für immer bleiben möchte.
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